Leere Meere

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Aquakulturen boomen; eine neue Ära der Fischerei ist angebrochen. Eine kurze Reise durch die Bedeutung der Fischzucht verrät uns warum.

Wir Menschen sind abhängig von Fisch. Was aber, wenn eines Tages keine fischbaren Meerestiere mehr in den Meeren schwimmen? Was zugegebenermaßen unvorstellbar klingt, hat sich in letzter Zeit zu einer berechtigten Sorge entwickelt, denn viele Wildfischpopulationen sind bereits am Schwinden. Laut dem WWF sind 31% der weltweiten Bestände überfischt und 58% schwimmen am seidenen Faden.

Schnell war klar: Um die Ressource Fisch vor dem Untergang zu bewahren, konnten wir uns nicht mehr ausschließlich auf die traditionelle Fischerei verlassen. So kam es, dass die Welt in den letzten Jahrzehnten mit zunehmendem Interesse auf die Aquakultur blickte. In der Möglichkeit Fische und Meeresfrüchten im Meer, im Süßwasser oder an Land aufzuziehen, lag die Hoffnung, den Hunger der Welt zu stillen – oder zumindest einen großen Teil dazu beizutragen. Das System florierte: Die Aquakultur ist heute einer der am schnellsten wachsenden Wirtschaftszweige in der Tierproduktion. Jeden zweiten Fisch, der auf unseren Tellern landet, verdanken wir der Zucht. Und dass, obwohl der Begriff „Aquakultur“ vor einiger Zeit vielerorts unbekannt war.

Dabei ist die Fischzucht mit Sicherheit keine Innovation der Neuzeit. Dank alter Aufzeichnungen und Schriften wissen wir heute, dass die ersten integrierten Ackerbau-Aquakultur-Systeme schon vor etwa 4.000 Jahren in China existierten. Die Fisch- und Muschelzucht entwickelte sich stets weiter und war in Deutschland bereits seit der Aufklärung bekannt. Die Industrialisierung gab der deutschen Fischzucht den entscheidenden Impuls: Die steigende Nachfrage konnte durch die Umweltverschmutzung und damit einhergehenden schrumpfenden Fischbeständen nur schwer bedient werden. Leichtere und günstigere Baustoffe ließen in den 70ern abermals viele neue Farmen aus dem Boden und Gewässern schießen. Auch die restliche Welt probierte sich an der Zucht, bis die Branche durch den Druck der Nachfrage im 21. Jahrhundert geradezu explodierte.

Das Resultat: Fische, Krebse und Algen werden heute im großen Stil mithilfe von verschiedensten Verfahren herangezogen – in Gewässern und auch an Land. Zu den klassischen Formen gehört die Zucht in natürlichen oder künstlichen Teichen oder in Durchflussanlagen, die durch eine fortwährende Strömung für einen hohen Wasseraustausch und Sauerstoffgehalt sorgen. In natürlichen Flüssen, Teichen und dem offenen Meer kommen im Gegensatz häufig verankerte Netzgehege- oder Käfiganlagen zum Einsatz. Bei der Muschelzucht hat sich die Bodenkultur im Meer durchgesetzt.

Mit ihrem großen Potenzial werden Aquakulturen seit Jahrzehnten aus gutem Grund mit kritischem Blick verfolgt. Als die Nachhaltigkeit noch nicht ganz oben auf sämtlichen To-Do-Listen stand, scherten sich viele Farmen wenig um das Ökosystem und einen hohen Standard der Tierhaltung. Der derzeitige Boom und die rasanten Innovationen in der Aquakultur lenken die Branche immerhin auf einen ökologischeren Pfad und ermöglicht große Schritte in Richtung einer nachhaltigen und zukunftsorientierten Zucht.

Eins ist klar, noch nie war Aquakultur so gefragt wie heute. Die steigende Nachfrage wird die Fischzucht stärker ankurbeln denn je. Das Ziel: Die Zucht fit machen für die sozialen und ökologischen Anforderungen unserer Zeit.

Factbox

Im Supermarkt fällt auf: Einige Zuchtfische tragen ein Qualitäts- oder Gütesiegeln. Dieses wird vergeben, wenn die Farmen bestimmte Kriterien bei der Zucht erfüllen. Sie gibt der artgerechten Haltung enge Leitplanken. Bei vielen Organisationen fallen auch Umweltauswirkungen und soziale Aspekte ins Gewicht.