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location: Germany
In allen Lebensbereichen wird Umwelt- und Klimaschutz gefordert. Auch die Bauwirtschaft – ein Sündenbock in der Klimakrise – muss sich beweisen.
Die Bauindustrie steht im Zwiespalt: Der Bedarf an Wohnungen und Infrastruktur steigt. Gleichzeitig auch die Sorgen um das Klima. Es ist kein Geheimnis, dass Bauen mit einem großen ökologischen Fußabdruck einhergeht. Insgesamt ist das Gewerbe für etwa 38 % des globalen CO2 Ausstoßes verantwortlich; allein in Deutschland werden jährlich 4,3 Millionen Tonnen CO2 freigesetzt. Was vielen nicht bewusst ist: Knapp ein Drittel aller Treibhausgasemissionen entstehen bereits vor der eigentlichen Nutzung.
Gerade auf den Baustellen gelangen viele Schadstoffe in die Atmosphäre. Mobile Geräte und schwere Maschinen mit Dieselmotor sind im Dauereinsatz. Auch die Anreise und Entsorgungswege bedeuten für viele Bauunternehmen lange Strecken. Ein Lichtblick: Die Abgasnormen für nicht-straßengebundene Maschinen und Geräte (NRMM) wurden in den letzten Jahren kontinuierlich angehoben (aktuell: Stufe V).
Doch nicht nur das Bauen selbst ist problematisch. Die sogenannten „grauen Emissionen“, die bei Herstellung, Transport, Verarbeitung und Entsorgung der Baustoffe entstehen, sind laut dem Weltwirtschaftsrat für nachhaltige Entwicklung nicht zu unterschätzen. Sie sind für rund die Hälfte des globalen CO2 Ausstoßes im Baugewerbe verantwortlich. Darüber hinaus entstehen bei der Produktion viele toxische Nebenprodukte.
Auch am Ende des Lebenszyklus – nach der Gebäudenutzung – leidet das Klima: Viele Altbauten werden dem Erdboden gleichgemacht und durch neue Gebäude ersetzt. Der Abriss selbst ist energieaufwendig und durch die Neuerrichtung schnellen die Emissionen und der Ressourcenverbrauch in die Höhe. Auch die Entsorgung und Deponierung der alten Baustoffe ist eine Belastung für die Umwelt. Laut dem Umweltbundesamt ist der Bausektor für rund 60 % des Abfallaufkommens in Deutschland verantwortlich.
So alarmierend die Zahlen zu CO2-Emissionen und Energieverbrauch auch sind, es gibt Hoffnung: Viele Wege führen zu einer klimaneutralen Gebäudebilanz. Umweltfreundliche Baustoffe stehen dabei ganz oben auf der Liste. Hier gibt es die Möglichkeit, nachwachsende und recycelte Baustoffe zu verwenden, die nicht übermäßig viel Abfall produzieren und vergleichsweise nachhaltig in der Herstellung sind. Interessant: Die Ideen für alternative Baumaterialien schießen wie Pilze aus dem Boden. Ob Hanf, Schadholz oder Carbonbeton; Häuser können heute aus vielen Materialien gebaut werden.
Auch das Bauen selbst kann klimafreundlicher werden. Die Transportwege werden durch lokale Zulieferer kürzer, strombetriebene Motoren stellen eine echte Alternative zum altbewährten Verbrennungsmotor dar. Am Ende des Lebenszyklus bietet die Sanierung ein enormes Potenzial zur Einsparung von Ressourcen und CO2. Viele Häuser können an den aktuellen Energiestandard angepasst werden.
Kurz gesagt: Ein Umdenken aller am Bau Beteiligten ist notwendig, um das Bauen grüner zu machen. Wenn die bisherigen Ansätze konsequent weiterverfolgt werden, kann die Branche einen großen Beitrag zu Nachhaltigkeit, Umwelt- und Klimaschutz leisten.
Factbox
Bei der Herstellung des beliebten Baustoffs Zement entstehen – vor allen durch das Brennen von Klinker und dem Energieaufwand beim Heizen – 4 bis 8 % der weltweiten CO2-Emissionen. Eine erschreckende Menge: Wäre die Zementindustrie ein Staat, läge sie hinter China und den USA an dritter Stelle.